Momente meiner Kindheit
Eine unbeschwerte Zeit
So belastet und beschwert meine Kindheit in den ersten fünf Lebensjahren durch die Missbrauchserfahrungen mit meinem Vater auch war, so leicht und unbeschwert kommt mir meine Kindheit noch heute im Alter von sechs bis zehn Jahren vor. Diese vier Jahre von 1974 bis 1978 habe ich mit meiner Familie als ein einziges großes Abenteuer empfunden:
Viel Zeit zum Spielen
Wir lebten in dieser Zeit in Afghanistan und meine Eltern haben dort beide als Lehrer in Kabul gearbeitet. Unter der afghanischen Woche (Samstag bis Donnerstag) gingen mein Bruder und ich zur deutschen Schule und an Djuma (dem dortigen Freitag (er entspricht dem Sonntag in Deutschland)) hatten wir frei. Da die Hausaufgaben immer schnell gemacht waren, hatten wir viel Zeit zum Spielen und fast jeden Tag verbrachten wir bei unseren Freunden oder diese kamen zu uns.
Straßen wie im Mittelalter
An den Wochenenden machten wir oft Ausflüge mit unserem VW-Campingbus und erkundeten das Landesinnere in der näheren Umgebung von Kabul. Die Straßen abseits der großen Städte waren dabei selten asphaltiert. Meistens fuhren wir über Schotterwege und behelfsmäßig gezimmerte Brücken.
Die schönste Zeit meiner Kindheit
Vielleicht habe ich in diesen vier aufregenden Jahren die unbeschwerteste Zeit meines Lebens mit meiner Familie verbracht. Es ist gut möglich, dass es in diesen vier Jahren auch keine sexuellen Übergriffe durch meinen Vater mehr gab. Ich vermute das, auch wenn es Hinweise darauf gibt, dass mit 10 Jahren in Deutschland noch einmal Übergriffe stattfanden. Aber die Zeit in Afghanistan habe ich so unbeschwert und leicht und lebendig in Erinnerung, dass ich sie heute als die schönste Zeit meiner Kindheit bezeichne.
Aus dieser Zeit stammt auch dieses Foto mit absolutem Seltenheitswert: Es zeigt im Hintergrund die größere der beiden Buddha-Statuen von Bamiyan, die einst die größten stehenden Buddha-Statuen der Welt waren. Sie sind ein Relikt buddhistischer Hochkultur in Afghanistan und wurden 2001 von den Taliban aus Hassmotiven heraus gesprengt. Im Vordergrund stehe ich: klein aber oho.
Der Himalaya hat gerufen
Besonders an dieser Zeit war auch, dass wir in jedem unserer langen Winterurlaube eine lange Reise gemacht haben: Im ersten Jahr sind wir nach Indien gefahren, im zweiten Jahr hatten wir unseren Heimaturlaub in Deutschland. Im dritten und vierten Winter sind wir nochmals mit unserem Bus in Indien gewesen und haben immer wieder auch viele kleine Staaten im Himalaya besucht. So waren wir unter anderem mehrfach in Nepal, Sikkim und Ladakh, haben Bhutan besucht und einmal waren wir auch an der chinesischen Grenze von Afghanistan.
Geburtstag mal anders
Hier warte ich auf den Augenblick, in dem ich meine Augen zur Geburtstagsbescherung wieder öffnen darf. Dreimal habe ich Geburtstag in unserem VW-Bus in Indien gefeiert. Aus der Zeit der langen Reisen im Campingbus sind einige Briefe erhalten geblieben, die ich damals an meine Oma und meinen Opa sowie meine Tante mütterlicherseits geschrieben habe. Diese Überbleibsel aus Kindertagen hat meine Mutter neulich wiedergefunden und meine Schwägerin war so lieb, sie mir einzuscannen. Daher kann ich sie Euch jetzt im nächsten Menüpunkt "briefe an oma und opa" zeigen.