Dr. med. Ruediger Dahlke

Der in Österreich lebende Arzt und Psychotherapeut Dr. med. Ruediger Dahlke, geboren 1951, hat Medizin in München studiert und Weiterbildungen zum Arzt für Naturheilwesen und Psychotherapie absolviert. Von 1978 bis 2003 war er schwerpunktmäßig als Psychotherapeut tätig, mittlerweile arbeitet er auch und vor allem als Fastenarzt, Referent und Seminarleiter auf internationaler Ebene. Er forscht und arbeitet zu seinem Interessenschwerpunkt "Entwicklung einer ganzheitlichen Psychosomatik unter Einbeziehung spiritueller Themen".

Die jahrelangen Forschungen und seine therapeutischen Arbeiten in diesem Bereich haben sich in zahlreichen Publikationen wie "Krankheit als Symbol", "Depression - Wege aus der dunklen Nacht der Seele", "Aggression als Chance", "Krankheit als Sprache der Seele", "Krankheit als Weg" oder "Körper als Spiegel der Seele" niedergeschlagen. Seine Werke wurden mittlerweile in über 20 Sprachen übersetzt (dieser Text ist angelehnt an den hinteren, inneren Umschlagtext von "Krankheit als Symbol", 21. Auflage, 2007).

Aus dem Umschlagtext

"Ruediger Dahlke vermittelt ein ganzheitliches Verständnis von Krankheit, das auf dem Dialog zwischen Körper und Seele beruht. Krankheitssymptome werden als seelische Botschaften verstanden. Sie sind mehr oder weniger deutliche Hinweise auf innere Konflikte und gleichzeitig Wegweiser für die Schritte zur Heilung. Krankheit ist demnach eine Chance, sich von Bedrückendem zu befreien und Verlorengegangenes wieder zu integrieren. Der Betroffene macht dabei einen Schritt der Reifung und tiefgreifenden Gesundung.

Da bei einer Krankheit der Körper für das innere Geschehen zur Bühne wird, kann der Schlüssel für eine echte Heilung einzig darin liegen, ihm diese Aufgabe wieder abzunehmen. Es gilt also, die Be-Deutung der Krankheit zu erfassen und die erforderlichen Entwicklungsschritte im Alltag bewusst umzusetzen (Bearbeitung). Als Einlösung dieses Erkenntnis- und Wachstumsprozesses kommt es zu einem Gewinn an Lebensfreude und Persönlichkeit..." (zitiert aus dem vorderen, inneren Umschlagtext von "Krankheit als Symbol", 21. Auflage, © 2007 by C. Bertelsmann Verlag, München, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH). Nähere Infos zum Autor findest Du unter www.dahlke.at.

Neuauflage mit Hinweisen aus meiner Homepage

Nachdem ich das Buch "Krankheit als Symbol" geschenkt bekam, las ich auch hier sehr interessiert den Abschnitt über das Tourette-Syndrom. Nachdem ich mit Ruediger Dahlke Kontakt aufgenommen hatte, stellte sich schnell heraus, dass er aktuell an einer weiteren Neuauflage dieses Buches arbeitete.

Ich habe ihm von meiner Behinderung und meiner Sicht der Dinge darauf erzählt, und er hat in der Überarbeitung an einigen Stellen seines Abschnittes über das Tourette-Syndrom auf die Inhalte meiner Homepage Bezug genommen und sowohl auf meinen Vergleich von Tourette-Betroffenen mit tickenden Zeit-Bomben, als auch auf mögliche Zusammenhänge zwischen erlebter sexueller Gewalt und der Entwicklung eines ausgeprägten TS hingewiesen.

Der nachfolgende Text entspricht dabei seinem Manuskript, das er bei seinem Verlag zur Überarbeitung des Artikels "Tourette-Syndrom" für die Neuauflage von "Krankheit als Symbol" (Erscheinungsdatum in Deutschland: 14. Juli 2014) eingereicht hat:

Tourette-Syndrom

(große Anzahl von schnell aufeinanderfolgenden Muskelzuckungen [Tics], verbunden mit Zwangshandlungen; siehe auch Gliederzucken)

Körperebene: Nerven (Nachrichtendienst), Muskulatur (Motor, Kraft).

Symptomebene: Bewegungsstereotypien, die unbeeinflusst vom Willen geschehen; vor allem in Situationen großer innerer Anspannung entladen sich die Tics salvenartig, oft ausgelöst durch Konfrontation mit Autoritäten und Angst; in der milden Form: Bewegungsmuster, die sich aus (dummen) Angewohnheiten bis zur unkontrollierbaren Selbständigkeit entwickeln; nicht richtig ticken, ver-rückt sein, ganz anders ticken als alle anderen; sich seiner starren, vorgeformten Reaktionsweisen nicht bewusst sein; wie ein Roboter scheinbar fremden Programmen hilflos ausgeliefert sein und dabei auf die anderen Menschen gleichsam verrückt wirken, weil die Bewegungsmuster sinnlos erscheinen; auch zwanghaftes Nachahmen der Bewegungen des Gegenübers (Echopraxie); verrückte Genialität: jeder Gedanke führt zu körperlichen Reaktionen: gleichsam wie eine Marionette an unzähligen Fäden zappeln (Gegenpol zur Meditation und inneren Ruhe); Fehlen der Filter, die nur wichtige Informationen durchlassen: schutzlos allen äußeren Einwirkungen ausgeliefert sein und sie mit Bewegungsimpulsen oder anderen Zwangshandlungen wie Koprolalie (zwanghafter Gebrauch vulgärer Ausdrücke), Klazomanie (zwanghaftes Ausstoßen von Schreien) quittieren, ein Betroffener beschrieb sich selbst wie eine gefährlich „tickende Zeitbombe“, die zum Explodieren neigt und danach erst Ruhe finden kann; die Tics sind wie lauter kleine unaufhaltsame Explosionen, die sich zu einem Höhepunkt steigern.

Bearbeitung: Tics lassen sich nicht unterdrücken, hinter ihnen steckt energetisch zu Mächtiges, Unterdrücktes; die Abläufe bewusst beobachten lernen, gleichsam zum unbeteiligten Zeugen werden; die Muster bis zu ihren Anfängen und symbolischen Be-Deutungen zurückverfolgen; wann traten die ersten Tics auf? Dort müssen die Auslöser liegen; im wundervollen Film „The Kid“ führt ein kleiner Tic den Hauptdarsteller, Bruce Willis, zurück in seine Kindheit und zu seinem Problem; die roboterhaft reagierende Maschine in sich entdecken und annehmen; daraus den Entschluss fassen, aufzuwachen (für Gurdjieff waren alle nicht verwirklichten Menschen Maschinen); bewusst verrückt spielen und so dem Syndrom die Arbeit abnehmen: über die Stränge schlagen, aus der Reihe tanzen, den verrücktesten Ideen, Einfällen und Geistesblitzen etwas abgewinnen, das Leben als ein verrücktes Spiel begreifen und sich immer wieder auf kreative Weise verrücken und aus der Rolle springen lassen; Ruhe haben Patienten nur nach erfüllendem Sex und tiefem Schlaf; hier erweist sich die Parallele zu orgiastischem Geschehen, die von einigen Patienten auch erkannt wird; die Ruhe nach dem Bewegungssturm mit seinen ausschweifenden Armbewegungen und auch verbalen Ausfällen im Sinne der Koprolalie mit „unflätigen“ sexuellen Ausdrücken und entsprechendem Stöhnen macht die Parallele noch deutlicher; auch das Empfinden einiger Patienten, sich beim „Ticken“ in eine Art ekstatischen Rauschzustand hineinzusteigern, indem sie langsam beginnend sich bis in völlige Hingabe an die sie in solchen Augenblicken beherrschende gewaltige Energie verlieren; einige Patienten beschreiben Zusammenhänge zwischen beginnenden Tics und sexuellen Missbrauchserfahrungen; Konsequenz aus solchen anfallsartigen Abläufen ziehen und sich bewusst austoben, im Sinne etwa der Dynamischen Meditation (von Osho), sich ganz verausgaben, seine Energien unkontrolliert fließen lassen (Geschlechtsverkehr / Selbstbefriedigung), bzw. die Kontrolle in den Bilderwelten aufgeben und sich auf den Flügeln der Träume durch die inneren Seelenlandschaften treiben lassen (Schlaf); so viel Uranisches auf erlösten Ebenen ins Leben integrieren wie möglich: die Explosionen orgiastischen Geschehens suchen, sich freiwillig den Bilderstürmen innerer Reisen aussetzen, sich bis zur Ekstase aus- und freitanzen und sich Schattenausflüge leisten mit all den „schlimmen Worten“, die einem spontan einfallen und von der Zunge gehen; bewusst „schmutzige“ Sexualität mit Genuss leben im Sinne von dirty-dancing and -talking.

Einlösung: Unterdrücktes nicht länger aus Angst stauen, sondern diesen gewaltigen Energiestrom, der ja in den Tics gar nicht zu verhindern ist, voller Selbstvertrauen in Kreativität und Handlungen fließen lassen. Anfälle als Rituale der Entladung von wertfreier Energie erkennen lernen; eine der Grundformeln der Psychosynthese umsetzen: während man seine ablaufenden Muster beobachtet, sich innerlich sagen: »Ich bin das nicht, der sich dort so und so bewegt, ich bin das ruhende Selbst in mir.« Und dabei erspüren, was der eigene Körper, der wie eine Marionette agiert, aussagen und abbilden will; sich auf diesen Tanz einlassen, ihm freiwillig und bewusst Raum geben, alles Unterdrückte hinaustanzen, -toben, -schreien und -lieben, erfüllende und alles von einem fordernde Orgasmen leben, möglichst wild, laut und hingebungsvoll und vor allem oft – gleichsam als Ventil für die gestaute Energie und als Ausdruck einer großen (Lebens-) Lust und Liebe zu einem bewegten Leben; die Erfahrung des verbundenen Atems nutzen zum Erleben von Ekstase und Einheit.

Urprinzipieller Bezug: Uranus.

 

An dieser Stelle danke ich Herrn Dahlke für seine freundliche Unterstützung, die nette Kommunikation und seine Erlaubnis, das Manuskript zum Tourette-Syndrom für seine Neuauflage von "Krankheit als Symbol" auf meiner Seite veröffentlichen zu dürfen!
Homepage des Autors: www.dahlke.at.