Jeder Tic das Zeichen eines Lustgewinns?
Um noch mal auf den Anfang dieser Seite zurückzukommen: Ich sprach davon, dass mich heute manche meiner Tic-Laute an die Stöhnlaute erinnern, die vielleicht ich und / oder mein Vater von uns gegeben haben, während mein Vater mich vergewaltigt hat. Immerhin denkbar. Wenn ich diesen Gedanken mal weiter spinne, dann könnte es doch sein, dass noch andere, weitere Tics oder ganze Tic-Strukturen und -abläufe an einen sexuellen Akt erinnern (sollen).
Koprolalie als "dirty talking"
Tatsächlich empfinde ich das schon sehr lange so. Dabei ist meine ausgeprägte Koprolalie vielleicht sogar vergleichbar mit dem dirty-talking beim Sex. Meine ständigen Äußerungen wie "Arschloch-ficken", "Titten-pissen-ficken-Arschloch", oder auch eher vereinzelt auftretende Begriffskombinationen wie "Wichser", "dumme Hurensau", "Busenbrüste" oder "Ficken-Fotze" erinnern mich sehr an ein erotisches Spiel mit "schmutzigen" Wörtern, die eine Frau und einen Mann beim Sex miteinander antörnen.
Tic-Ausbrüche wie ein sexueller Akt
Als ich früher noch keine Medikamente genommen habe, bin ich oftmals beim Ticken in eine Art Ekstase oder Rausch hineingeraten; langsam angefangen und sich stetig steigernd bis hin zur völligen Erschöpfung und Hingabe an die mich in diesen Momenten beherrschende Energie. Wenn sich Tic-Ausbrüche steigerten, konnte ich immer erst dann aufhören, wenn ich eine Art Höhepunkt erreicht hatte, der immer darin bestehen musste, einen bestimmten Tic oder eine bestimmte Tic-Abfolge auf "perfekte" Art und Weise zu vollführen, so, dass ich vollkommen zufrieden war.
Körperliches Agieren wie nach einem Orgasmus
Erst dann stellte sich meist ein Gefühl der Befriedigung und der völligen Entspannung ein, genau wie nach einem Orgasmus beim Sex. Dann konnte ich wieder aufhören, zu ticken. Bis es soweit war, konnten im Prinzip Stunden intensiver Gefühle voll Lust und Schmerz vergehen. Oftmals habe ich immer wieder kurz innegehalten, um zu verschnaufen, um dann einen neuen Anlauf zu nehmen (erneut zu versuchen, dem perfekten Tic hinterherzujagen). Auch die lauten Schreie (meist gepaart mit lauten Stöhnlauten) steigerten sich in der Regel bis zum Höhepunkt. Oftmals war ich schweißgebadet und völlig erschöpft, habe mich dann ins Bett gelegt und geschlafen.
Filmreife Szenen
All das erinnert mich an einen intensiven sexuellen Akt zwischen Mann und Frau. Vor vielen Jahren bereits habe ich davon geträumt, diesen Vergleich zwischen einem sexuellen Höhepunkt und einem tourette'schen Höhepunkt einmal filmisch umzusetzen: Ein Paar bei der Liebe und ein Mann (ich) in einem parallelen Filmstrang beim Ticken. Die verschiedenen Szenen werden immer im Wechsel und mit ähnlichen Inhalten eingeblendet. Die Tics werden stärker - die Bewegungen des Paares werden stärker. Die Tics werden lauter - das Stöhnen des Paares wird lauter, bis beide Szenen ihren Höhepunkt erreichen:
Der Höhepunkt
Der tickende Mann kommt mit wild gestikulierenden Armen und Körperbewegungen und einem lauten Schrei zum Ende und das Paar erlebt gemeinsam den wohlverdienten Orgasmus unter lautem Schreien und Stöhnen der beiden Akteure. Anschließend verfallen alle in eine tiefe Ruhe und Entspannung und auf ihren Gesichtern zeichnet sich eine große innere Befriedigung und Befreiung ab. So oder ähnlich stelle ich mir diesen Film vor. Vielleicht habe ich irgendwann tatsächlich einmal die Möglichkeit, dieses Szenario auf Leinwand zu bannen.
Ähnliche Szenen beim Übergriff?
Wie dem auch sei: Dieser tickende und schöpferische, aber auch aggressive Akt des "Sich-bis-zum-Tourette-Höhepunkt"-Tickens muss ja nicht unbedingt einem sexuellen Akt zwischen Mann und Frau entsprechen: Vielleicht ist er in ähnlicher Form und mit vergleichbaren Gefühlsanteilen zwischen Vater und Sohn passiert, sprich: zwischen meinem Vater und mir. Dieser Gedanke ist noch ziemlich neu für mich und gewöhnungsbedürftig, allerdings nicht minder interessant, nur eben mit sehr viel mehr Traurigkeit verknüpft...