Meine Texte zum Nachhören und Nachlesen
Gebrochene Seelen
Gebrochene Seelen
Gebrochene Seelen
Ich trauere,
trauere gerade um meine gebrochene Seele.
Mir wird immer mehr bewusst,
was sie mit mir gemacht haben,
damals, als Kind, als ich noch
rein, natürlich und genial war.
Sie haben mich in ein Bildungssystem gezwungen,
das mich zum Bildungsbürger
und Ja-Sager gemacht hat,
das mir binnen weniger Jahre
die Lust am Lernen und Entdecken genommen hat,
das mich und meine kindlichen Bedürfnisse
nach Erforschen und Selbstentfaltung
permanent ignoriert, missachtet und vergewaltigt hat.
Ich wurde unterrichtet, gerichtet, gleichgerichtet,
meine Seele wurde hingerichtet,
gut erzogen, um die eine richtige,
erwartete Antwort zu geben,
ohne selbst zu denken oder zu fühlen,
ohne zu spüren, wie es mir dabei geht:
Folgsam, ordentlich, fleißig,
ja nicht ausbrechen.
Mein Wille, meine Lust am Entdecken,
Gestalten und Kreativsein wurde gebrochen,
meine Lernbereitschaft und Kreativität wurden beschnitten
und mir zum großen Teil genommen – systematisch.
Meine Eltern, die beide Lehrer waren,
haben – ohne es zu wollen – dazu beigetragen,
dass ich immer brav war und strebsam wurde.
Natürlich wollte ich gute Noten nach Hause bringen.
Keine Zeit, nachzudenken, mich aufzulehnen,
auszubrechen aus einem System,
das meine Eltern zu Lehrern gemacht hat,
das sie selbst schon zu Gefangenen gemacht hat.
Doch ich hatte auch Glück im Unglück:
So sehr sich meine Eltern und ich über
gute Noten gefreut haben,
so sehr haben sie aber auch von klein auf
meine Kreativität gefördert,
meine Interessen für alles Mögliche geweckt
und meinen spielerischen Interessen
und meiner Neugier freien Lauf gelassen
und sie auch unterstützt.
Wahrscheinlich habe ich es ihnen zu verdanken,
dass ich nicht völlig strebsam verblödet bin,
sondern auch heute noch meine eine
oder andere kreative Ader pflege.
Und ich nehme mir jetzt vor, das nicht nur weiterhin,
sondern ab jetzt auch verstärkt zu tun.
Zukünftig will ich mich mehr meiner
Lust, Liebe und Leidenschaft
am Kreieren und Gestalten widmen,
um vielleicht ein bisschen von dem nachzuholen,
was ich als Kind versäumen musste…
ls