Schreibmaus Benjamin

Foto: Benjamin lächelt in einer Nahaufnahme in die Kamera. Er hat rötlich gefärbte Haare und trägt einen Kinnbart.
Benjamin lächelt mit strahlend blauen Augen in die Kamera.

Unser Bezug zu Lothar:

Lothar haben wir in der Zeit kennengelernt, als er in Kassel studiert hat. Er war ein Student von mir (Barbara), mit dem ich eine persönliche Freundschaft entwickelt habe. Wolfgang hat er über das Kasseler Männerzentrum kennengelernt, und sie haben sich öfters über gemeinsame Interessen unterhalten.

Wer ist Benjamin?

Foto: Benjamin stützt sich mit den Armen am Geländer ab und schmeißt die Beine in die Luft. Im Hintergrund das Meer.
Benjamin mal akrobatisch

Benjamin ist unser Sohn (von Barbara und Wolfgang) und der jüngere Bruder seiner Schwester. Geboren wurde er 1986 in Kassel, wo er 2017 an einer seltenen und aggressiven Krebsart starb. Schon früh fiel er durch seine freundliche und aufgeweckte Art auf. Als er sieben Jahre alt war, meinte sein Waldorflehrer, dass er eine sehr alte und weise Seele habe. Nach der vierten Klasse wechselte Benjamin auf eine öffentliche Schule, wo er sehr bald von seinen Klassenkameraden zum Klassensprecher gewählt wurde, nicht zuletzt wegen seines Sinnes für Gerechtigkeit. Da ich (Barbara) die amerikanische Staatsangehörigkeit habe, hatte er einen amerikanischen und einen deutschen Reisepass und war während seiner Kindheit des Öfteren in den USA. So verbrachte er auch ein Schüleraustausch-Jahr in Houston, Texas. Dieses Jahr hat ihn in vielerlei Richtungen sehr geprägt, unter anderem sein verstärktes Interesse am und seine Zugehörigkeit zum Judentum. Auch seine Liebe zu fremden Kulturen wuchs. Nach seinem Abitur verbrachte er sechs Monate in Costa Rica, hat dort Spanisch gelernt und in zwei sozialen Projekten gearbeitet. Während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften in Witten-Herdecke verbrachte er ein Semester in Israel. Und nach seinem Studium arbeitete er längere Zeit auf einem Hof auf Hawaii als WOOFER (World Organization Organic Farms).

Da Benjamin besonderes Interesse an nachhaltiger Wirtschaft hatte, begann er seine erste berufliche Arbeit in diesem Bereich in Hamburg. In Hamburg initiierte und prägte er auch stark die Hamburger Jung-und-Jüdisch-Gruppe. Benjamins zweite berufliche Arbeit war in der Computer-Branche. Da diese Arbeit nicht seinem Interesse entsprach, der Welt etwas Gutes zu geben, war es klar, dass diese Tätigkeit nicht von Dauer sein sollte.

Schon als Jugendlicher bekam Benjamin häufiger Infekte. Trotz vieler Bemühungen, seine Gesundheit zu stabilisieren, wurde er immer öfter krank. Im April 2016 kam dann die niederschmetternde Krebs-Diagnose. Benjamin entschloss sich, seine Krankheit und seinen Kampf seinen FreundInnen in Facebook öffentlich zu machen. Auch wenn er wusste, dass sein Kampf sehr hart sein würde, blieb er fast durchgehend positiv gestimmt. Immer wieder schrieb er, dass er das Leben bejahe. Als er dann ein Palliativ-Patient wurde, betonte er, dass er am Leben und nicht am Sterben sei.

Foto: Benjamin mit Zipfelmütze vor einer schneebedeckten Bergkette im Himalaya.
Benjamin diesmal ohne Bart

Benjamin war ein besonders spiritueller, tiefsinniger und einfühlsamer Mensch. Er war stets bemüht, andere positiv zu ermutigen. Und er konnte gerne und ausgiebig feiern. Benjamin hatte – sollte er sterben – heimlich drei Monate vor seinem Tod eine Trauerrede für seine Beerdigung geschrieben. Er hatte nur seinem Chef und Miteigentümer der Firma davon erzählt und ihn gebeten, die Rede bei seiner Beerdigung vorzutragen. Dieser leitete Benjamins Rede mit seinen eigenen, den folgenden Worten ein: “…[Benjamin war] fachlich brillant, motiviert und motivierend zugleich, sehr scharfsinnig, präzise und auch verbindlich. Er war ein sehr heller Kopf. Was ich absolut außergewöhnlich eingeschätzt habe, war seine menschliche Komponente, etwas, das in der heutigen Welt zu oft fehlt, etwas, das ich an ihm unheimlich geschätzt habe…“.

Benjamin wird von allen, die ihn kannten, zutiefst vermisst.

Wolfgang und Barbara im September 2018