Meine Texte zum Nachhören und Nachlesen

Kleiner Hugel

Der kleine Hugel

Der kleine Hugel

Es war einmal eine Geschichte, die –wie viele Geschichten– mit dem Satz "Es war einmal..." beginnt und vermutlich –wie ebenfalls viele Geschichten– mit einem Happyend happy enden wird, so viel sei jetzt schon verraten. Und diese Geschichte beginnt –wie gesagt– mit dem Satz: "Es war einmal...", denn...

            ...es war einmal ein kleiner Hugel, ja, richtig, ein kleiner Hugel. Wie ich bereits erwähnte, war dieser kleine Hugel einmal, dass heißt, er ist nicht mehr. Naja. Also, es war einmal ein kleiner Hugel. Und dieser kleine Hugel lebte mit seiner Familie in einem kleinen Tal zwischen Lobenia und Tadelusien in seinem Dorf Hugelhausen. Und das war auch gut so. Links vom Dorf gab es einen Briefkasten. Und das war auch gut so. Es gab zwar keine Post, aber es sah wenigstens gut aus. Und das war auch gut so. Der kleine Hugel jedenfalls lebte da irgendwo und machte den ganzen Tag nichts anderes. Und das war nicht gut so. Denn er langweilte sich schrecklich. Außerdem sah er schrecklich aus. Er hatte auf seinem kleinen, buckligen Rücken ganz, ganz viele kleine Stacheln; große Stacheln hätten auf den kleinen Hugel sowieso gar nicht draufgepasst. Naja. Und darüber hinaus konnte er auch fliegen, denn er hatte auch viele kleine Federn an den Stacheln, oder umgekehrt; egal, jedenfalls konnte er fliegen und war hässlich, und das war das Wichtige.

            Der kleine Hugel mit den kleinen Stacheln an den ebenfalls kleinen Flügeln flog also jeden Tag in Hugelhausen herum, allenfalls mal bis zum Briefkasten oder bis nach Tadelusien und zurück. Naja. Der kleine, hässliche Hugel wurde mit der Zeit immer größer, während er so flog und sonst aber auch, und er verlor viele Stacheln und Federn, absichtlich und unabsichtlich, das heißt, die absichtlichen Stacheln verlor er eigentlich nicht, sondern er benutzte sie, um damit auf andere einzustechen, deswegen war er nicht nur klein und hässlich, sondern auch noch äußerst unbeliebt. Und das war auch gut so. Nur nicht für den kleinen, hässlichen, unbeliebten Hugel. Naja.

Und während er so größer wurde und immer größere Stacheln absichtlich und unabsichtlich verlor wie auch die Federn, da bekam er eines hässlichen Tages Besuch aus Lobenia. Es war eine artverwandte Hugelin und wie sie ihn so fliegen sah –bis zum Briefkasten und zurück–, verliebte sie sich Stacheln über Federn in ihn, denn Hälse und Köpfe hatten Hugels nicht, schon gar nicht die in Hugelhausen, und die in Lobenia erst recht nicht. Naja. Und wie sie sich so liebten, stach er auch mal so auf sie ein, aber eher unabsichtlich, denn er liebte sie ja. Das war auch gut so. Aber nicht für sie, und deswegen flog sie wieder weg, denn sie liebte ihn nun nicht mehr, auch wenn er immer noch ganz toll bis zum Briefkasten und zurück fliegen konnte. Aber die Hugelin war schon längst wieder in Lobenia. Naja.

Der kleine, hässliche, unbeliebte Hugel war jetzt ganz traurig und verstand die Hugelwelt nicht mehr und um sie zu verstehen, begann er, sie zu skizzieren. Mit der Zeit wurde er immer besser und die anderen Hugels ohne Hälse und Köpfe bewunderten ihn, denn sie konnten sich zum ersten Mal sehen und sie sagten alle: "Oh, was sind wir stachelig, oh, wie tut das weh." Und der kleine, hässliche, beliebte Hugel war nun ganz ungewiss, ob er denn nun auch so stachelig sei und auch so wehtue. Und er sah an sich herunter und sah: "Oh, ich bin ja auch so stachelig und ich tue auch so weh", und er war ganz entsetzt und erschüttert, denn er wusste nun, warum seine Freundin ihn so plötzlich verlassen hatte. Das war auch gut so.

            Und die anderen halslosen Hugels aus Hugelhausen am Briefkasten zwischen Lobenia und Tadelusien flogen wild und aufgescheucht umher, fühlten mit der kleinen Hugelin und stürzten sich anschließend ganz kopflos auf den kleinen, hässlichen, ganz plötzlich wieder ganz unbeliebten Hugel und riefen: "Rupft ihn!" Und sie rupften ihn, bis nichts mehr zu rupfen war, denn jetzt bestand er nur noch aus Stacheln und war noch hässlicher. Allerdings war das auch nicht sooo schlimm, denn die Federn wuchsen nach und nach wieder nach. Naja. Und als sie alle nachgewachsen waren, konnte er auch wieder bis zum Briefkasten fliegen oder nach Tadelusien und zurück, und das war auch gut so. Naja.

Und die Moral von der Geschicht’: Werd' ein kleiner Hugel nicht!
Werd' Igel oder Huhn allein, denn dann hast Du keine Pein!
Huhn und Igel ungepaart, bleibt Dir mancher Schmerz erspart!

 

ls

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