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Herrchen trifft Herrchen

Herrchen trifft Herrchen

Herr Gunter Hugendubel: H
Herr Arno Kleinschulze:  K


K:        Tag, Herr Hugendubel, Sie auch hier?
H:        Was, ich hier? Nein, mein Hund!
K:        Ja, aber Sie doch auch!?
H:        Ja, weil mein Hund hier ist.
K:        Ach so, der Hund geht mit Ihnen Gassi?
H:        Nein, er zeigt mir seine Stammbäume.
K:        Ihr Hund hat einen Stammbaum?
H:        Ja (klar).
K:        Ist der sehr lang?
H:        Nein, eher hoch, so an die fünfzehn Meter, ...drüben im Stadtpark.
K:        Ach, ich wusste gar nicht, dass es ihren Hund schon seit so vielen Generationen gibt.
H:        Ja, ja, er ist auch schon sehr alt.
K:        Ja, der Hund wird seinem Herrchen immer ähnlicher.
H:        Wie meinen Sie das, Herr Kleinschulze?
K:        Na, er hat doch schon ganz weiße Haare.
H:        Ach so, ja, das stimmt. Aber das liegt daran, dass der Baum so hoch ist.
K:        Fünfzehn Meter.
H:        Woher wissen Sie das? Gehen Sie da auch hin?
K:        Ich? Hören Sie, wenn ich mal..., also, wenn ich..., wenn ich... äh, muss, dann gehe ich auf eine Toilette, klar?
H:        Ich meine, ob ihr Hund da auch hingeht?
K:        Woher soll ich das wissen? Mein Hund ist mir keinerlei Rechenschaft schuldig, wissen Sie?
H:        Aah, deshalb kann Ihr Hund so gut rechnen.
K:        Was?
H:        Naja, wenn er so viel im Rechnen schafft, dann hat er Ihnen bestimmt vorgerechnet, dass der Baum so an die fünfzehn Meter hoch ist.
K:        Nein, Sie haben's mir gerade gesagt.
H:        Was?
K:        Die Höhe des Baumes!
H:        Wer?
K:        Sie!
H:        Ich?
K:        Ja, ...nicht der Hund!
H:        Hmm. Ja, ...ja, der kann ja auch gar nicht sprechen.
K:        Na, sehn'se –– und meiner im Übrigen auch nicht. Selbst wenn er gut im Rechnen wäre,
könnte er mir trotzdem nicht sagen, wie hoch der Baum nun ist, nicht wahr?
H:        Ja, das stimmt. –––
K:        Wieso eigentlich?
H:        Na, – haben Sie schon mal einen sprechenden Hund gesehen? Und außerdem haben Sie doch gerade eben selbst gesagt...
K:        Nein, ich meine, warum der Hund so weiße Haare hat, weil der Baum so hoch ist!
H:        Ach so, – na, der Baum ist halt auch sehr alt, weil er ja so hoch ist.
K:        Der Hund?
H:        Nein! – Der Baum!
K:        Na und?
H:        Na, der Hund geht eben nur an alte Bäume.
K:        Wieso "geht"? Ich denke, er steht da drauf!
H:        Jaja, der Hund steht unheimlich auf den Baum.
K:        Wieso denn "den Baum", das heißt doch "dem Baum"!
H:        Wenn Ihnen meinen.
K:        Was heißt hier "Ihnen"? Ihnen ist wohl nicht gut, was? Wollen Sie mich (etwa) verarschen?
H:        Apropos "verarschen", Herr Kleinschulze, mein Hund hat nur drei Beine, wie Sie ja sehen können.
K:        Was?
H:        Jaa, sehen Sie!?
K:        Tatsächlich, zwei vorne und eins hinten, na und?
H:        Und? – Wenn er pinkeln muss, dann fällt er auf den Arsch!
K:        Der Arme!
H:        Also hören Sie mal, Herr Kleinschulze: Erstens heißt das "die Arme", wenn wir uns schon mit Graphologie herumschlagen, denn der Plural ist immer weiblich, nicht? Es heißt ja auch "die Frauen" und nicht "der Frauen", und zweitens sprach ich von Beinen, nicht Armen, Beinen! Drei Beinen: eins vorne und zwei hinten, und wenn er pinkeln muss, dann... nein, Moment, da stimmt was nicht, ach, jetzt bin ich wegen Ihnen schon ganz durcheinander...
K:        Ihretwegen!
H:        Meinetwegen? Wieso meinetwegen? Sie haben mich doch...
K:        Nein, es heißt "ihretwegen". Sie sagten eben: "...jetzt bin ich wegen Ihnen durcheinander...", und es muss heißen: "...jetzt bin ich ihretwegen durcheinander...", klar?
H:        Nein! Und überhaupt, wieso meinetwegen? Ich hab' Sie doch gar nicht unterbrochen, im Gegenteil, Sie haben mich doch unterbrochen...
K:        Ja, ja...
H:        Was "Ja, ja"?
K:        Ja, ja, Herr Hugendubel, das sind so die Tage, an denen mir Hunde doch lieber sind als Menschen, nicht wahr?
H:        Jaa, das stimmt, an solch schönen Tagen gehe ich auch lieber mit meinem Dreibeiner spazieren, als mit einem Zweibeiner, da weiß man doch, woran man ist, ist es nicht so?
K:        Woran sind Sie denn?
H:        Ich?
K:        Ja, woran sind Sie?
H:        Wie?
K:        Woran Sie sind?
H:        Wie meinen Sie das?
K:        Sie haben doch gerade eben gesagt, es sei gut zu wissen, woran man ist...
H:        Ach so, woran ich bin...
K:        Jaaa!
H:        Also, im Moment bin ich an meinem Hund...
K:        Das sagten Sie bereits!
H:        Sind Sie sicher?...
K:        (Schwer ausatmend)
H:        ...haben Sie Schnupfen?
K:        Nein!!!
H:        Ja, dann is' ja gut... Ich frag' ja auch nur, weil, meine Schwester hat sich auch gerade erkältet, wissen Sie? Und jetzt hat sie einen fürchterlichen Schnupfen... – naja, jedenfalls..., eigentlich bin ich ja nicht an dem Hund, sondern der Hund ist an mir!
K:        Der Arme!
H:        Jetzt sagen Sie das ja schon wieder! Ich habe Ihnen das doch eben versucht, zu erklären..., aber was soll das? Wenn Sie das nicht so gut können mit der Rechtschreibung, dann lassen wir das einfach, es kann ja auch nicht jeder so...
K:        Eben, eben, lassen wir das...

ls

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