Meine Texte zum Anhören und Lesen
Bettina
Bettina
Angestrengt lauscht sie auf die Stimme,
die wir alle hören
Ihre Blicke schweifen kaum ab.
Du wirkst so angespannt, wenn Du so
bewegungslos verharrst.
Manchmal durchbricht sie sich selbst,
dann schleicht sich ein Lächeln durch ihr Gesicht.
Im nächsten Moment wieder aufmerksam,
der unbekannten Stimme durch den Raum folgend.
Immer wieder wandern Deine Gedanken
weit weg, ich weiß nicht wohin.
Vielleicht bist du gerade auf einer großen
Wiese, barfuß, im Herbst, oder
vielleicht durchziehen jetzt Kinderträume
Deine dunklen Augen, wie Du fünf Jahre
alt warst und im Sand gespielt hast,
Schlösser gebaut und wünschtest, Du
könntest eine Prinzessin sein, in einem
langen, weißen Kleid,
vielleicht auch nichts von alledem.
Hin und wieder gleiten Deine Blicke
sehnsüchtig aus dem Raum, durch die
Fenster, die Dich nicht aufhalten können
bis wohin?
Ich weiß es nicht, und ich wage nicht
zu fragen.
Und wieder versucht sie sich auf das zu
besinnen, was nebenbei die ganze Zeit durch
die Ohren geistert. Durch alle Ohren, die sich
dem momentanen Vortrag kaum zu entziehen
vermögen.
Gelangweilt und dem eigenen Gähnen ergeben
schweifst Du wieder ab, schaust mich an,
nach einem Moment der gespannten Erwartung
lächelst Du, und wieder einmal
lese ich etwas in Deinen Augen, was ich
nicht verstehen kann. Noch bevor ich
wahrnehme, was es ist, ist sie schon ganz
woanders. Die Fäuste in den Ärmeln und
die Ärmel am Kopf, und der Kopf gesenkt,
sucht sie wahrscheinlich irgendeinen nicht
vorhandenen Fitzel auf dem weißen Tisch,
von dem ich den Eindruck habe, wäre
er nicht da, sie wäre schon lange auf
den Boden geglitten, vermutlich ohne es
selbst bemerkt zu haben.
Und jetzt merke ich, dass ich trotz allem,
was sie mir von sich gezeigt hat, nichts von
ihr weiß, und je länger ich sie wahrnehme, um
so mehr habe ich den Eindruck, dass
auch meine Eindrücke mich bald wieder verlassen werden.
ls