Meine Texte zum Nachhören und Nachlesen
Wie der Regen den Raben die schwarze Farbe nahm
Wie der Regen den Raben die schwarze Farbe nahm
Sollte die Reise schon beendet sein, bevor sie überhaupt dazu gekommen waren, loszufliegen?
Frederik und Bango und alle anderen Piepmätze starrten besorgt in die graue Wand, die auf sie zukam.
Für jene Zeit, in der sich die folgende Begebenheit zutrug, hatte Nostradamus dereinst einen epochalen Umbruch vorausgesagt, wohingegen der Wetterbericht lediglich Regen prophezeite. Frederik und seine gefiederten Rabenfreunde litten seit Tagen darunter.
Das hält der schwärzeste Rabe nicht aus; dieses Wetter schlug aufs Gemüt und auf die Stimme, dabei war er doch immer der Meisterkräher gewesen. Auch sein Gefieder erschien ihm blasser denn je.
Bango war völlig verzweifelt. Sein Schnabel war fleckig wie ein Tigerfell.
Seit Tagen war das Wetter schlecht. Ein Sturmtief über dem Atlantik sorgte dafür, dass unzählige Regenschauer über dem ganzen Land niedergingen.
"Wenn es heute wieder regnet, werde ich weiß und krähe nur noch rückwärts!", sagte der Staffelführer der Raben und schaute vorwurfsvoll in den Himmel. Krächzend stimmten die anderen zu.
"Bitte Aufstellung zur Paradeflugformation!", krächzte Bango. Alle Raben flatterten zielsicher an ihren Platz; nur Frederik verschätzte sich und stieß mit Bango zusammen.
Es hatte schon immer Schwierigkeiten gegeben, Spatzen mit in die Flugformation aufzunehmen. Sie konnten sich einfach nicht an den bestimmten Flügelschlag gewöhnen. Aber Frederik gab sich wirklich Mühe.
Bis jetzt war der Flug gut verlaufen. Bango, der größte der Raben, hatte die Führung übernommen und hoffte, die Gruppe noch heute ans Ziel zu bringen.
Die Sonne verdunkelte sich, ein großer Sturm zog auf. Die Raben wussten nicht, wohin sie fliegen sollten, als es plötzlich wie aus Eimern zu regnen anfing. So schnell wie es gekommen war, war es auch vorbei.
Frederik nahm seine Ohrenschützer ab und schaute in die Wolken. Sie nahmen wieder die Farben von Wolken an und flogen am Himmel weiter. Er nahm seinen Hut und wanderte ab...
Und so begab es sich zu jener Zeit, dass die Raben weiß wurden und "Härk, härk", anstatt "Kräh, kräh" krächzten, während alles andere seinen gewohnten Gang nahm.
ls